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Über das Eröffnen einer eigenen Tanzschule

Ein Interview mit Regine Ochsner vom Backstage Studio in Zürich

Seit wie vielen Jahren tanzt du? Wo und wie hast du begonnen? Und warum?

Mit 5 Jahren, also vor über 45 Jahren, habe ich zum ersten Mal eine Tanzstunde besucht. Wie meine große Schwester fing ich an Ballettlektionen zu nehmen im Kindertheater Metzenthin. Ballett war mir aber bald zu monoton und ich wechselte zum Nationaltanz bei Frau Geöntzy, eine Lehrerin aus Ungarn. Ich war angetan von den rassigen Rhythmen und Schrittabfolgen. Später kamen dann Jazz andere Tanzstile dazu die ich regelmäßig besuchte und intensiv trainierte.

Was fasziniert dich am Stepptanz?

Der Transfer zum Stepptanz geschah bei mir als ich 16 Jahre alt war. Filme von Fred Astaire und Ginger Rogers faszinierten mich. Gleichzeitig Musik zu machen und zu Tanzen war und ist noch heute meine Leidenschaft. Als dann erstmals Kurse in Zürich in der Tanzschule Wingling angeboten wurden, war es um mich geschehen. Stepptanz würde fortan zu meinem Leben gehören.

Du bist heute Lehrerin für viele junge Stepptänzer/innen. Wer war dein Lehrer?

Meine ersten Lehrer waren David Rossa aus Zürich, Henry Le Tang aus New York und Victor Cuno aus Paris. Natürlich gäbe es da noch viele mehr aufzuzählen, denn nach meinem Sportlehrer Studium verbrachte ich viel Zeit in New York und Paris und bildete mich dort intensiv weiter.

Wann kam der Wunsch nach einem eigenen Tanzstudio auf?

Als ich etwa 30 Jahre alt war und als Tänzerin schon vieles erlebt hatte – Ich durfte z.B. in ganz Europa auf der Bühne stehen und mit Kreuzfahrtschiffen auf Showtournee gehen. Ich besuchte immer wieder Schulaufführungen von Tanzschulen und dieses Familien Feeling, diese Freude wollte ich auch in meinem Leben. Darum entschloss ich mich das Backstage Studio zu gründen.

Wann hast du das Backstage Studio gegründet?

Nach sehr langer und fast nicht endenwollender Suche nach einem geeigneten Ort erföffnete ich schliesslich 2003 das Backstage Studio an der Hardstrasse 81. Den Namen habe ich von einem Tänzer der ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Backstage“ trug genommen. Für mich hat das gepasst. In meinem Studio bekommt man einen Eindruck oder einen Vorgeschmack was hinter den Kulissen so passiert.

Beschreibe deinen Prozess von der Idee bis zur tatsächlichen Gründung

Nach Wochenlangem Rechnen und abwägen entschloss ich mich das Projekt durchzuziehen. Ich nahm mein ganzes Erspartes. Die leeren Lagerhallen an der Hardstrasse 81 wurden im Sommer 2003 zum Backstage Studio umgebaut.

Wie viele Schüler hast du? Wie alt sind sie?

Mittlerweile gehen bei mir ca. 200 Schüler regelmäßig ein und aus. Einerseits besuchen uns die ganz Kleinen ab 4 Jahren, aber auch eine Dame die mittlerweile 77 Jahre alt ist kommt regelmäßig in den Steppkurs.

Wie viel Herzblut & Zeit braucht es bzw. hast du reingesteckt?

Ich habe einerseits viel Geld, Zeit und sehr viel Arbeit reingesteckt aber etwas sehr wertvolles und schönes dafür erhalten.

Regine Ochsner vom backstagestudio.ch

Infobox Tap Dance

Die Geschichte des Tap geht zurück bis in die Sklavenzeit. Die Sklaven drückten nämlich ihre Afrikanischen Rhythmen mit Ihren Füßen aus, weil es ihnen verboten war zu sprechen oder zu singen.  Ihre Kultur vermischte sich später mit den irischen und englischen Volkstänzen der Auswanderer in der Besiedlungszeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts etablierte sich Tapdance. Damals in den 20-er Jahren waren vorwiegend schwarze Tap-Künstler in Variété-Shows zu sehen, dann kopierten die Weißen den Tanz und später kam Hollywood dazu. Filme mit Fred Astaire und Gene Kelly wurden zu Welthits.

„Das wichtigste ist, dass man den Tanz und das Unterrichten liebt.“

Was waren deine grössten Ängste bei der Gründung?

Ich denke das, was sich jeder am Anfang fragt: Wird es funktionieren? Kommen genug Leute? Kann ich meine Miete bezahlen?

Die grössten Herausforderungen beim Führen einer Tanzschule?

Die Herausforderung ist den Überblick über das gesamte Geschehen des Studios zu behalten. Mittlerweile ist der Betrieb sehr gewachsen und dadurch komplexer geworden. Für mich war es immer wichtig mein Ding durchzuziehen und nicht auf jede Welle aufzuspringen, „nur“ um die Sääle zu füllen.

Was braucht es, um erfolgreich ein Tanzstudio zu führen?

Das wichtigste ist, dass man den Tanz und das Unterrichten liebt.

100%-Beschäftigung oder nebenbei anderer Job? Hast du es immer alleine geführt?

Am Anfang hatte ich noch an anderen Orten in Zürich und Umgebung Tap unterrichtet. Ich habe das Backstage Studio immer alleine geführt und seit der Gründung immer 150% dafür gearbeitet.

Wie viele Angestellte arbeiten im Backstage Studio?

Mittlerweile sind über 10 Leute bei mir. Die einen sind im Stundenlohn bei mir angestellt, andere sind selbständig Erwerbend und einige mieten sich fix in meinem Studio ein.

Welche Tanzstile werden im Backstage Studio unterrichtet?

Das Hauptaugenmerk liegt beim Stepptanz, jedoch werden auch Jazz, Hip Hop, Dancehall, Modern, Pilates und Lindy-Hop bei mir angeboten.

Marktplatz Zürich / Wie gehst du mit der grossen Konkurrenz um? Wie hat sich die Konkurrenz verändert? Wie war es am Anfang?

Zuerst waren natürlich die beiden großen Arena 225 und die Colombo Dance Factory immer im Mittelpunkt der breiten Masse. Da es jedoch in Zürich nicht allzu viele Stepptanzschulen gibt, konnte ich in dieser Sparte gut Fuß fassen.

Grösste Erfolge mit Backstage Studio? Und für dich persönlich?

Für mich ist es ein riesiger Erfolg, dass ich immer noch da bin und weiterhin meiner Leidenschaft nachgehen darf.

Was ist die Idee hinter dem Tap Festival, das du organisierst?

Schon bevor es das Festival gab, organisierte ich immer wieder Workshops mit internationalen Lehrern. Für mich war es schon immer wichtig, dass der Bezug zum Ursprungsland USA in der Schweiz präsent ist und bleibt. Das Festival war für mich dann lediglich eine Steigerung zu den bereits existierenden Workshops. Nur waren es mehrere Lehrer, die gleichzeitig nach Zürich kamen. Und man bekam die Chance diese fantastischen Tänzer auch auf der Bühne hautnah erleben zu dürfen. Ich habe das Festival erstmals 2011 auf die Beine gestellt und dann jeweils jährlich für 4 Jahre  organisiert. Mein Fokus liegt aber derzeit wieder mehr bei anderen Projekten.  Es gibt natürlich weiterhin die internationalen Tap-Workshops. Ob und wann eine weitere Ausgabe des Festivals stattfindet, steht noch in den Sternen.

Wie kamen die Stylize Productions Sommerkurse in’s Backstage?

Seit einigen Jahren organisieren Sandro und sein Team bei mir regelmässig Workshops. 2014 kam er erstmals mit der Idee der Sommerkurse zu mir. Ich fand die Idee auf Anhieb toll. Nächstes Jahr finden die Sommerkurse bereits zum fünften Mal statt und ich finde es schön zu sehen, was sie daraus geschaffen haben. Außerdem ist es eine tolle Bereicherung für das Backstage Studio. Tap und Urban passen gut zusammen und ich finde es schön zu sehen, dass meine Leute den Weg zum Hip Hop finden und eine generelle Vermischung stattfindet.

Was sind deine nächsten großen Ziele?

Zur Zeit habe ich tolle Projekte vor allem mit Kindern, welche mich sehr motivieren. Da sich Cartier Williams zur Zeit viel in Europa bewegt und er sehr gerne mit Kindern arbeitet, lag eine Zusammenarbeit mit ihm auf der Hand. Zusammen offerieren wir das neue Cartier Wiliams Youth Programm, in welchem Tap-interessierte Kids und Jugendliche besonders gefördert werden. Ich bin einfach froh und dankbar, dass ich diese Projekte umsetzen kann.

Vielen Dank für das spannende Interview. Hast du noch was für uns auf den Weg?

Keep Dancing. Tanzen macht Glücklich!

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